(CIS-intern) – Irgendwo zwischen Wirrung und Anmut findet sich eine collagenartige Kantigkeit, die von beiden Gitarren umgeben wird, welche immer wieder zu den ganz großen Melodiebögen ausholen um im nächsten Moment zu beweisen, dass sie Stadionrock dennoch für große Scheiße halten. Das Spiel zwischen diesen Post-Hardcore-Arrangements, beschwingten Pop-Punk-Sing-A-Longs und Singer-Songwriter-Intimitäten fungiert als gezielter Strukturbruch und holt in „Memorandum“ zur erinnerungswürdigen Geste aus, ohne sich selbst zu verlieren oder maskiert zu wirken.
Schon der instrumental opulente Opener Aurora (Tr. 1) macht klar, dass es hier nicht um silbermondigen Befindlichkeitspop geht und auch die Trainingsjacken aus Hamburg in die Jahre gekommen sein müssen. In der Kompositionsarbeit von Mikrokosmos23 schimmern tragische Motive des Beckett´schen „Endgame“ durch, demnach nichts mehr grauer als das Grau ist (Knightrider Generation, Tr. 3). Ein Song, der nach dem holzig-zersplitterten Und Da Bist Du(Tr. 2) zur orchestralen Blüte kommt und inmitten der Spektralfarben-Schönheit ganz nebensächlich wohl die treffendste soziale Gesellschaftskritik verfasst, die es seit Ton Steine Scherben gab: „In dieser Zeit in der man sagen darf, was man will und trotzdem immer wieder gegen Mauern rennt.“
Foto: Presse Mikrokosmos
„Memorandum“ heißt also das neue, zweite Album der jungen Band Mikrokosmos23. Das Artwork stammt von der Künstlerin Debbie Tea aus Jarkarta, Indonesien. Produziert von Kurt Ebelhäuser wird eine konsequent-individuelle und vor allem ehrliche Linie verfolgt, die schon 2008 mit der LP/CD „Als wir jung waren ist jetzt“(Kids In Misery Rec.) ihren Anfang fand. Diese vier Menschen wollen gänzlich umfassen und sind dabei unerwartet und aufbrausend zugleich. Mikrokosmos23 fühlen sich lebendig an und haben schon lange keine Angst mehr…
Mit dabei als Support: Edgar R. aus Schleswig. Sie sehen sich kurz in die Augen und auf einmal wissen sie schon, worum es geht. Mofarennen und Dorfjugendkriminalitäten im Allgemeinen haben sie zusammengeschweißt – mit Edgar R. haben sie das richtige Gefühl dafür gefunden. Die Stimmen in ihren Köpfen untergraben Gedankenströme und fangen an, wirres Denken durch Klarheit zu übertönen, aber bevor irgendetwas passieren kann, schreien sie es selbst heraus. Der einstig kleine Junge, der auch damals schon Edgar R. hieß, ist nicht mehr er selbst. Alles, was er nicht wollte, ist gekommen.
Er kann sich nicht mehr zurückhalten und reißt gnadenlos verfrüht seine Fesseln auseinander. Das, was er da so krächzend in die Menge brüllt, ist das, was er meint, nicht, was er sich vornimmt zu sagen. Achtlos, rastlos, aber weitaus nicht respektlos hat er etwas zu verkünden.
Wer verdammt nochmal ist dieser Edgar?
Volksbad Flensburg
9. März 2013 – ab 21 Uhr
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