(CIS-intern) – Der gute alte VW Golf feiert (wieder einmal) Geburtstag und die alten Golfs sind natürlich für viele Fans dieses Fahrzeugtyps immer noch Kult. Da ist doch diese Geschichte hier, die uns Autoreporter erzählt, ganz interessant. Der Golf war nämlich auch vor vierzig Jahren sehr robust. Vor allen Dingen konnte damals noch keine Elektronik das Fahrzeug zum Stillstand bringen. Man konnte noch selber dran rumbasteln. Das ist heute bedeutend schwieriger. Aber nicht nur beim Golf. Ohne “Laptop” geht ja fast gar nichts mehr. Doch, den Aschenbecher leer machen – wenn überhaupt vorhanden.
Läuft und läuft und läuft, hieß es zum Käfer. Klar, dass sein Nachfolger, der vor 40 Jahren gestartete Golf, diese Disziplin ebenfalls mit Bravour beherrschen musste. Darum ging der legendäre Motorjournalist Fritz B. Busch zusammen mit vier Begleitern in zwei identischen, gelben Golf 1,5 Liter 70 PS auf ganz große Tour – von Alaska nach Feuerland. Die Kompaktwagen und der T2b-Teambus kamen durch. Erstaunlich: Die beiden Golf sind heute die wohl ältesten noch existierenden Exemplare der Baureihe. Einer davon ist in der Stiftung AutoMuseum Volkswagen ausgestellt.
Foto: VW-Golf vor 40 Jahren: Härtetest zwischen Feuerland und Alaska . Foto: VW/ dpp-AutoReporter
Als der neue Golf im Juni 1974 auf den Markt kam, ahnte kaum jemand, welch gewaltiger Erfolg er werden würde. Seine Qualitäten stellte er bereits im Sommer des gleichen Jahres im Rahmen eines spektakulären Härtetests über 30.514 Kilometer von Alaska nach Feuerland unter Beweis. Die beiden damals eingesetzten Fahrzeuge mit serienmäßigen 70-PS-Motoren sind heute die wohl einzigen noch existierenden Golf I des Modelljahrs 1974.
Vom Band gelaufen sind die in Brilliantgelb lackierten Zweitürer – mit einer Innenausstattung in Tannengrün und mit Breitcord bezogenen Vordersitzen – im Juli 1974. Sie blieben nahezu unverändert – abgesehen von einem Unterfahrschutz für Motor, Ölwanne und Getriebe sowie Nebelleuchten und Halogen-Zusatzscheinwerfern. Zur Sonderausstattung gehörten außerdem ein Radio „Emden”, ein Drehzahlmesser und ein VDO Öldruckmesser. Zudem wurden die Rückbänke herausgenommen, an ihre Stelle kam ein Laderaum mit grüner Abdeckplane. Die Autos liefen auf 155 SR 13-Sommerreifen Cinturato P3 von Sponsor Pirelli auf Alu-Sportscheibenrädern 5J x 13.
Fritz B. Busch, der damals bekannteste Motorjournalist Deutschlands, war genau der richtige „Testfahrer” für das Amerika-Abenteuer. Binnen 94 Tagen absolvierten er und seine vier Begleiter die Strapazen reiche Tour. Von Fairbanks in Alaska starteten sie im Oktober 1974 über den amerikanischen Doppelkontinent in Richtung Süden – durch den Yellowstone-Park, über den Großen Salzsee, durchs Tal des Todes. Fast alle Staaten Mittelamerikas wurden durchquert, bis man in Südamerika die Anden und am Abra Anticona mit 4.843 m ü.NN die höchste Stelle erreichte. Endstation war im Januar 1975 das chilenische Ushuaia auf Feuerland.
Busch, damals Journalist beim STERN, flog mit den abgefahrenen, aber noch intakten Stahlgürtel-Reifen im Handgepäck zurück und heuerte nach dem „Großen Test” – so der Titel seines anschließend erschienenen Bestsellers – bei der QUICK an. Später schrieb er vor allem für auto motor und sport. Das Thema Volkswagen ließ ihn indes nie mehr los. So fuhr er Weltrekorde mit einem aerodynamisch verpackten Diesel-Fahrzeug auf der legendären Teststrecke Ehra-Lessien.
Die zwei Test-Golf kamen weitgehend unbeschadet im Frühjahr 1975 nach Deutschland zurück. Aufgerissene Tanks, einige Beulen, abgerissene Zierleisten und zerstörte Scheinwerfer waren bleibende Zeugnisse der Tour; der auf den Schotterpisten der Anden aufgerissene Tank des Busch-Fahrzeugs wurde repariert. Beide Golf sind erhalten geblieben.
Der eine – einst als WOB-V 587 für Reifensponsor Pirelli unterwegs – steht im privaten „Automuseum Fritz B. Busch” in 88364 Wolfegg im Allgäu. Das andere Auto mit Fahrgestellnummer 175 3 022 653 (WOB V 645) gehört zur Sammlung der Stiftung AutoMuseum Volkswagen in Wolfsburg und ist ein wichtiges Zeitzeugnis für das 40. Jubiläum von Golf und Scirocco im Jahr 2014. (dpp-AutoReporter)
PM: Autoreporter / VIS