(CIS-intern) – Verhilft der „Klassenrat“ zu mehr Urteilsfähigkeit? Sorgt „projektorientiertes Lernen“ für steigende Sozialkompetenz? Kann die „Vorhabenwoche“ die Lebensplanung von Schülerinnen und Schülern positiv beeinflussen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein neues Forschungsvorhaben des Flensburger Erziehungswissenschaftlers Prof. Dr. Jürgen Budde, das der Programmbereich Persönlichkeitsbildung der Hamburger Joachim Herz Stiftung ab 1. Januar 2014 für drei Jahre fördert.
„Was wir herausfinden wollen“, skizziert Budde das Forschungsprojekt, „ist, ob und inwieweit die persönlichkeitsbildende Maßnahmen an Schulen tatsächlich die Effekte erzielen, die sie für sich in Anspruch nehmen.“
Hintergrund dieser Fragestellung ist eine Ausweitung der schulischen Aufgaben in einer sich verändernden Gesellschaft. Schulen werden immer mehr als zentrale gesellschaftliche Bildungsinstitution mit der Aufgabe konfrontiert, ihre Schülerinnen und Schüler nicht nur fachlich zu bilden, sondern auch deren Persönlichkeiten zu fördern. Diese Aufgabe scheinen sie zunehmend einzulösen: Einerseits im Fachunterricht, der durch kooperatives und selbstverantwortliches Lernen sowie Partizipation persönlichkeitsbildende Effekte entfalten soll. Andererseits durch zahlreiche außerunterrichtliche Aktivitäten, die mittlerweile ein eigenständiges pädagogisches Handlungsfeld darstellen: Klassenrat, Projektvorhaben, Persönlichkeitstrainings, soziales Lernen, Berufs- und Lebensplanung, Projekttage etc.
„Umso ernüchternder ist die Bilanz, dass bisher erziehungswissenschaftliche Forschung zur Persönlichkeitsentwicklung kaum stattfindet“, sagt Jürgen Budde. Sein Projekt „Maßnahmen zur Persönlichkeitsbildung in der Sekundarstufe 1“ hat sich daher zum Ziel gesetzt, Anhaltspunkte für eine systematische Erforschung des Themas durch folgende Fragestellungen zu ergründen:
Wie werden Maßnahmen zur Persönlichkeitsbildung im schulischen Alltag gehandhabt?
Welche Effekte haben diese Maßnahmen in Bezug auf Selbst – und Sozialkonzept der Schülerinnen und Schüler?
Welche pädagogischen Beziehungen bilden die Grundlage für Maßnahmen zur Persönlichkeitsentwicklung?
Welche Bedingungen kennzeichnen erfolgreiche Maßnahmen zur Persönlichkeitsbildung, welche limitieren den Erfolg?
Diese Fragen sollen in einem multimethodischen Zugang untersucht werden, bei dem teilnehmende Beobachtung, Interviews sowie Dokumentenanalysen durchgeführt werden.
PM: UNI Flensburg