(CIS-intern) – Prof. Dr. Olav Hohmeyer vom Zentrum für nachhaltige Energiesysteme (ZNES) der Universität Flensburg kritisiert die fehlerhafte und irreführende Interpretation der Ergebnisse einer Studie des Schweizer Forschungsinstitutes Prognos: “Da sind einige Zahlen völlig falsch interpretiert worden”
Das hatte im Auftrag der KfW die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der KfW-Förderprogramme für energieeffizientes Sanieren und Bauen untersucht.
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In der darauffolgenden Berichterstattung, insbesondere in der Zeitung „Die Welt“, sind unglücklicherweise einige Zahlen völlig falsch interpretiert und in einen falschen Zusammenhang gestellt worden. Dadurch kommt der Autor zu dem irrigen Schluss, dass energetische Gebäudesanierungen pauschal “Wahnsinn” und “Geldverschwendung” seien. Liest man die Studie genau, lassen sich solche Aussagen daraus allerdings nicht ableiten.
„Man muss die in der Studie errechneten Investitionskosten für Sanierungen und energieeffiziente Neubauten von insgesamt 838 Mrd. € klar in ‚Ohnehin-Kosten‘ und sog. energetisch bedingte Mehrkosten trennen“ erklärt Prof. Hohmeyer. Diese Trennung nehme die Studie – entsprechend gängiger wissenschaftlicher Praxis – auch korrekt vor. Sogenannte „Ohnehin-Kosten“ sind Kosten, die bei einer Sanierung zwangsläufig anfallen, also z.B. für die Ausbesserung des Mauerwerks, die Fassadenfarbe oder das Gerüst.
Energetische Mehrkosten sind Kosten, die zusätzlich für Wärmedämmung oder die Erneuerung einer eine effiziente Heizungsanlage anfallen. Und lediglich diese energetischen Mehrkosten von nur 237 Mrd. € darf man den errechneten Energiekostenersparnissen von 372 Mrd. € gegenüberstellen.
Damit kehrt sich die Interpretation der Studie völlig um. Der Autor der „Welt“ hatte durch den Vergleich der Einsparungen mit den gesamten Investitionskosten den Eindruck erweckt, energetische Sanierungen seien pauschal völlig unwirtschaftlich. „Tatsächlich beweist die Studie aber das genaue Gegenteil. In den allermeisten Fällen führen energetischen Gebäudesanierungen nachweislich zu Einsparungen, die während der Nutzungsdauer die dafür notwendigen Investitionen übersteigen. Je früher man damit beginnt, desto größer sind die insgesamt eingesparten Energiekosten“ so Prof. Hohmeyer.
Die Studie des Prognos-Instituts hat zudem ausschließlich volkswirtschaftliche und nicht einzelwirtschaftliche Wirkungen betrachtet. Eine direkte Übertragung der Ergebnisse auf einzelne Gebäude ist damit nicht möglich. Die Sinnhaftigkeit energetischer Sanierungen muss immer von Fall zu Fall geprüft werden. Überdies kommt die Studie sogar zu dem Schluss, dass die staatlichen Erlöse durch höhere Steuereinnahmen insgesamt deutlich über den Ausgaben für die KfW-Förderungen liegen.
Vor diesem Hintergrund erscheint die in der Presse verbreitete harsche und pauschale Kritik an energetischen Sanierungen von Gebäuden alles andere als gerechtfertigt. Energetische Sanierungen und die dazu angebotenen Fördermöglichkeiten lohnen sich also sowohl für den Hauseigentümer als auch für den Staat.
PM: UNI Flensburg