(CIS-intern) – Durchschnittlich 30 Prozent aller Kinder und Jugendlichen einer Klasse haben mittlerweile eine andere Erstsprache als Deutsch, Tendenz steigend. Viele von ihnen können dem Unterricht aufgrund von Sprachschwierigkeiten weniger gut folgen als diejenigen, die Deutsch zur Erstsprache haben. Eine Voraussetzung dafür, dass mehr Schülerinnen und Schüler einen qualifizierten Schulabschluss machen, ausbildungsfähig die Schule verlassen oder das Abitur erreichen und studieren können, sind daher Lehrerinnen und Lehrer, die dafür ausgebildet sind, dass sie den Sprachförderbedarf ihrer Schülerinnen und Schüler erkennen und diese individuell fördern können. Das Thema ‚Deutsch als Zweitsprache‘ geht also Lehrerinnen und Lehrer aller Fächer und aller Schularten etwas an.
„Deshalb ist es wichtig, alle Lehrerinnen und Lehrer für das Thema zu sensibilisieren, auch diejenigen, die beispielsweise Physik oder Sport unterrichten“, erklärt Prof. Dr. Julia Ricart Brede. Die 29-jährige ist (mit kurzer Unterbrechung) bereits seit 2011 für „Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache“ (DaF/DaZ) an der Universität Flensburg verantwortlich und hat sich in dieser Zeit für eine Neukonzeption des Bereiches eingesetzt.
Mit Erfolg: Ab dem Wintersemester 2013/14 müssen alle Lehramtsstudierenden an der Universität Flensburg im Bachelor ein verpflichtendes Grundlagenmodul belegen, in dem Kenntnisse über die besonderen Herausforderungen für Schülerinnen und Schüler mit „Deutsch als Zweitsprache“ im jeweiligen Fachunterricht vermittelt sowie methodisch-didaktische Herangehensweisen erarbeitet werden.
„Das macht in Schleswig-Holstein keine andere Universität“, sagt Ricart Brede, „und das hat eine ganz besondere Konsequenz: Nur, wenn Sie an der Universität Flensburg Lehramt studieren, werden sie in der ersten und der zweiten Phase der Lehramtsbildung für DaZ sensibilisiert“. Das ist auch in anderen Bundesländern selten.
Für die junge Professorin ist es eine Frage der Chancengerechtigkeit, dass Lehramtsstudierende nicht erst in ihrem Referendariat mit dem besonderen Sprachförderungsbedarf derjenigen Schülerinnen und Schüler konfrontiert werden, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Denn diese Kinder und Jugendlichen werden häufig ‚institutionell diskriminiert‘: „Deshalb müssen wir daran arbeiten, dass die Schülerinnen und Schüler aufgrund von Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache nicht daran gehindert werden, ihre Fähigkeiten und Begabungen zu entfalten.“
Neben dem verpflichtenden Grundlagenmodul für alle Lehramtsstudierenden bietet die Universität Flensburg Studierenden des Faches Deutsch im Bachelor auch an, DaF/DaZ im Rahmen einer Wahlmöglichkeit zu vertiefen. Im Master kann diese Vertiefung zu einem Zusatzzertifikat ausgebaut werden, das den Studierenden alternative Berufswege wie beispielsweise die Arbeit an einem DaZ-Förderzentrum oder in einem Integrationskurs eröffnet.
Foto: Prof. Dr. Julia Ricart Brede (Kathrin Fischer)
PM: Universität Flensburg
Kathrin Fischer
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