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Vormerken! Die Antilopen Gang im Flensburger Volksbad

Flensburg Szene
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128_Antilopen(CIS-intern) – Mit ihren sehr gesellschaftskritischen Texten über Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und soziale Ungerechtigkeit beschreiben sie recht treffend die Probleme unserer Zeit. Clevere Texte treffen auf modern produzierten HipHop. Ab Februar ist die Gang auf großer Deutschland-Tour und am 20.03.15 auch in Flensburg im Volksbad live zu sehen.

Das Debütalbum der AntilopenGang ist nicht weniger als ein Ausnahmewerk. Musikalisch und textlich auf höchstem Niveau verbindet „Aversion“ Rap, Punk, Politik und Pop zu einem im deutschen Sprachraum bislang unerhörten Spektakel.

Foto: Thomas Schermer

Mit den 16 Tracks ihres Longplayers dringt das Rap-Trio nicht nur in kaum erschlossene Regionen des Hip Hop vor, sondern wagt sich auch in Abgründe, die bislang nur von wenigen Wagemutigen erforscht wurden. Herausgekommen ist dabei ein Werk, das oftmals alle möglichen Stilgrenzen mehr als strapaziert und dem Hörer eine fesselnde Tragikomödie aus Worten und Klängen darbietet.

Die Antilopen Gang besteht aus Koljah, Danger Dan und Panik Panzer. Im Gegensatz zu anderen Gangs beanspruchen sie kein bestimmtes Territorium, jedoch haben auch sie gangtypische Erkennungszeichen wie Tätowierungen, Sprachcodes und einen eigenen Humor. Und wiein jeder Gang sind all ihre Mitglieder Brüder. Panik Panzer und Danger Dan sogar leibliche.
Das erste Aufeinandertreffen der heutigen Antilopen Gang ist bezeichnend für die Wurzeln der Musiker: Ihre Wege kreuzten sich 2003 auf dem Gründungstreffen eines linksradikalen Hip HopNetzwerks. Mit weiteren Mitstreitern aus ganz Deutschland glaubte man zu dieser Zeit ernsthaft, reaktionären Tendenzen des Genres entgegentreten zu können und brachte regelmäßig Rap auf die Bühnen alternativer Jugendzentren und vergammelter Punkschuppen im gesamten Bundesgebiet.

Als Koljah, Danger Dan und Panik Panzer 2009 zusammen mit ihrem Freund NMZS die Antilopen Gang gründeten, hatten sie ihre eher platten Polit-Rap-Bemühungen längst hinter sich gelassen.
Agitation und Parolen waren nun erfolgreich gegen Adlibs und Punchlines eingetauscht worden

Noch begriff sich die Antilopen Gang als Crew und nicht als klassisches Bandgefüge. Mal solo, mal in verschiedenen Konstellationen untereinander, aber stets mit der Unterstützung aller Mitglieder, produzierten und veröffentlichten die vier Rapper zahlreiche Alben und EPs. Von der eigenhändig gesiebdruckten CD bis zur selbstorganisierten Deutschland Tour blieben sie ihrer PunkSozialisation treu und erarbeiteten sich nach dem D.I.Y.-Prinzip alles unabhängig in Eigenregie.

Der Mikrokosmos Antilopen Gang war nie leicht zu durchdringen. Bei Live Shows waren selten alle Mitglieder anwesend, die Texte schwankten zwischen albern und ernst, politisch und stumpfsinnig. Die ganze Attitüde der Gang ist bis heute von einer mehrschichtigen Ironie geprägt, die auf unterschiedlichste Weise interpretiert werden kann. Das inkohärente, mal samplelastige, mal synthetische Soundbild verstärkte die Verwirrung bei so manchem Fan. Was sich allerdings immer als Konstante durch alle Antilopen-Veröffentlichungen zog, war die stetige Freude an Humor, Provokation und Opposition.

Die chaotische, aber verhältnismäßig heile Welt der Antilopen Gang wurde im März 2013 durch eine Tragödie erschüttert: Der schwer depressiveNMZS nahm sich das Leben. Dieses schreckliche Ereignis markierte einen Wendepunkt im Selbstverständnis der Band. Ganz bewusst und auch auf den Wunsch des verstorbenen Freundes hin, löste sich die Gang nicht auf, sondern kehrte nach einer kurzen Auftrittspause auf die Bühne zurück und demonstrierte die eigene Unbeirrbarkeit. In der folgenden sehr intensiven Zeit bildete sich bei den verbliebenen Musikern eine „Jetzt erst recht“-Mentalität heraus. Befeuert von diesem Ehrgeiz fasste die neue Antilopen Gang den Entschluss, fortan alle Solo Aktivitäten der Gang unterzuordnen, live nur noch in kompletter Besetzung zu spielen und so bald wie möglich die Arbeit am ersten Album als Antilopen Gang zu beginnen.

Während der Veröffentlichungsphase des posthumen NMZS-Albums „Der Ekelhafte“ im November 2013 war die Aufmerksamkeit seitens Presse und Publikum für die Gang so groß wie nie zuvor. Zwischen durchgemachten Nächten, in denen die Musiker in Koljahs mit Merchandise-Kartons vollgestopfter und deshalb kaum begehbarerWohnung tausende CDs verpackten, Telefonaten mit dem Internet Provider, weil die hohen Downloadzahlen den Server zum Absturz brachten und ausufernden Kneipenabenden, die für manche Gangmitglieder in einer dauerhaften Abstinenz endeten, entwickelte die Antilopen Gang nun den Wunsch, ein Stück D.I.Y. hinter sich zu lassen und sich zu professionalisieren. Zu keinem besseren Zeitpunkt hätte die Kontaktaufnahme von JKP-Geschäftsführer Patrick Orth kommen können, der zufällig Zeuge eines konfusen Radiointerviewsder Gang geworden war und nun Interesse an einer Zusammenarbeit signalisierte. 2010 hatte der lebenslange Tote-Hosen-Fan Koljah noch scherzhaft gerappt „Mein Wunschlabel ist natürlich JKP“; nun sollte dieser Wunsch tatsächlich in Erfüllung gehen.

Ende 2013 begann dann die Arbeit an „Aversion“, dem Quasi-Debütalbum der Antilopen Gang.
Abermals in Koljahs Zweizimmerwohnung in Düsseldorf-Bilk fand für die Gang auf engstem Raum der konzentrierteste, fokussierteste und detaillierteste Produktionsprozess ihrer bisherigen Geschichte statt.

Textlich ist das Album geprägt von sowohl bitterbösem Humor als auch einer neuen Ernsthaftigkeit. „Aversion“ strotzt nur so vor Punk-Referenzen und Abrechnungen mit dem eigenen Scheitern sowie dem der Anderen. Es geht um eine alles bestimmende Aversion, die sich gegen die Gesellschaft und die Welt genau so richtet wie gegen sich selbst. Damit knüpft das Album thematisch zwar mehr oder minder an vorherigen Output der Gang an, bezieht aber deutlicher Position. Aus einer existentiellen Situation heraus geboren, kommt „Aversion“ nicht um existentielle Themen herum, findet aber endlich den Mut, diesen nicht nur mit Ironie zu begegnen. Dies bedeutet nicht zuletzt, dass es nie eine politischere Antilopen-Veröffentlichung gab.

Um dem Album auch musikalisch die lang ersehnte, eigene und wiedererkennbare Note zu geben, betätigten sich -wie zu den Anfangszeiten der Gruppe -Danger Dan und Panik Panzer als die federführenden Produzenten. Dabei kombinierten sie klassischen Rapsound mit zahlreichen live eingespielten Instrumenten. Schon als Kinder spielten die Brüder bei Schulaufführungen zusammen Beatles-Songs mit Klavier und Schlagzeug. Danger Dan tourte später international als
Keyboarder und Sänger mit verschiedenen Reggae-und Rockbands,während Panik Panzer sich auf das Produzieren konzentrierte.

Feingeschliffen wurde das Album in den Kölner Brewery Studios mit Roe Beardie, der mit seiner Produktionsfirma Headrush seit den 90er Jahren für zahlreiche Deutschrap-Klassiker verantwortlich ist.

20. März 2015 ab 20.30 Uhr
Volksbad Flensburg

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